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Günther, lass es!

16. September 2012

Ich habe es noch einmal getan und wieder war es ein Fehler. Nach der erneuten Chance muss ich Dir, lieber Günther Jauch sagen: Lass es, hör mit Deiner Talkshow auf. Mach weiter „Wer wird Millionär?“ und lass uns sonst in Ruhe. Du bist ein recht guter Showmaster, aber Dein Talk ist einfach mies. 

„Der große Bioschwindel – Wie gut ist Öko wirklich?“ war der Titel der Sendung. Natürlich ist Bio nicht automatisch gut, aber wie Du es zugelassen hast, dass nur die nervige Sarah Wiener dem Unternehmer und Lobbyisten Heiner Kamps, Stefan Genth vom Handelsverband Deutschland und dem umstrittenen Lebensmittelschemiker Udo Pollmer widersprach, war schon peinlich. Klar, ein Biolandwirt war auch noch da, aber der sprach nur, wenn er gefragt wurde.

(Günther Jauch spielt den kritischen Talkshow-Gastgeber)

Auf der anderen Seite hätte man Wiener vielleicht auch noch weglassen sollen, dann wäre für Kamps und Genth die Gelegenheit da gewesen, ihre  Propaganda für die herkömmliche Nahrungsmittelindustrie ganz in Ruhe vortragen zu können. Ich war heute in der Pommesbude gegenüber. Im Angebot war ein 1/2 Hähnchen mit Pommes für 3.90 Euro (habe ich selbstverständlich nicht genommen). Veranschlagt man wenigstens 1.40 Euro für die frittierten Kartoffelstäbchen, bleiben gerade 2.50 Euro für das halbe Hähnchen, also 5 Euro für das ganze Tier.

Man kann bei solchen Preisen einfach keine Qualität züchten/produzieren. So etwas basiert nicht nur auf einer Massentierhaltung, die dem Tier absolut nicht gerecht wird, sondern auch nicht selten darauf, dass man seinen Mitarbeitern Hungerlöhne zahlt. Ganz ehrlich bin ich mir auch sicher, dass ein Hühnchen, welches tiergerecht mit genügend Platz und qualitativ hochwertiger Nahrung aufwuchs, den Geschmackstest gegen jedes Plastikhühnchen, welches sich Herr Kamps im Supermarkt in den Einkaufswagen legt, gewinnen wird. Der Test mit den Äpfeln war dagegen natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Mit solchen Gästen, derartigen Tests und Titeln/Themen auf Bild-Niveau diskreditieren Sie sich selbst, Herr Jauch. Ihre Lustlosigkeit und die Tatsache, dass Sie grundsätzlich alles andere als akribisch vorbereitet wirken, sind auch nicht gerade hilfreich.

3 Kommentare
  1. Tja, ich weiß nicht, ich habe die Sendung auch gesehen. Auf der einen Seite mag ich Frau Wiener – sie ist mir irgendwie sympathisch. Ich würde auch, sofern mich jemand einlädt, dem das Geld nur so bündelweise überall rausfällt zu einem Huhn für 26€ einladen lassen.

    Aber so glaubwürdig, wie ich Frau Wiener finde, so wenig gebe ich auf Ihre Fähigkeit ihren eigenen Bias zu reflektieren.

    Und die Gewissheit, mit der Sie verkünden,

    Man kann bei solchen Preisen einfach keine Qualität züchten

    läßt mich fragen: Zu welchen Preisen denn (erstens), und (zweitens) wie definieren Sie Qualität?

    Eine Methode wäre natürlich eine Blindverkostung, allerdings im großen Stil und nicht mit 5 Leutchen, und dann kann man messen, ob Krankheitserreger im Fleisch sind. Man kann die Proportion Muskelfleisch zu Fett bestimmen, und ob so ein Huhn noch flattern kann. Objektive Kriterien zu bestimmen ist schon nicht leicht – besonders schwierig wird es dann, wenn diese gegeneinander abgewogen werden müssen.

    Aber angenommen man hätte 5-10 Parameter, die man gruppiert und gewichtet – wieso wollen Sie befähigt sein zu verkünden, was für ein Preis dafür nötig ist? Wissen Sie, wie lange ein Hühnchen bis zur Schlachtreife wächst, wieviel Futter es bis dahin vertilgt, wie hoch die Schlachtkosten pro Huhn sind usw.?

    Oder ist das einfach ein Dogma, dass 5€ für ein Grillhuhn zu wenig ist?

    Ich komme nicht aus der Landwirtschaft und bin ein nur notdürftig informierter Zeitgenosse, aber die wenigen Beiträge, die ich gesehen habe, zeigten mir automatisierte Produktionsbetriebe ganz ohne Mitarbeiter – außer wenn die Tiere zur Schlachtung verpackt werden kommen offenbar Gruppen von Arbeitern zum Einsatz – bei personalintensivem Betrieb gäbe es wohl schwerlich Produktionsbetriebe hierzulande.

    Wenn mir ein Landwirt erklärt, dass man für den und den Preis keine Qualität erwarten kann, dann kann ich das glauben oder nicht – nachprüfen kann ich es nur schlecht. Wenn ich mich recht entsinne, dann ist Biohühnerfleisch im großen Stil nicht möglich, weil das Leben im Freiland bei Schwarmgrößen von 1000 Tieren und auch schon weit daraunter nicht artgerecht ist – die Hackordnung funktioniert nur bei ganz kleinen Gruppen.

    Dabei werden aber von den ideologischen Vertretern der Biolandwirtschaft Rinder und Schweine als noch viel problematischer denn Hühner angesehen, als Fleischlieferanten, weil die Menge an pflanzlicher Nahrung, die man in ein Stück Fleisch stopfen muss, um einen Menschen zu ernähren, sehr viel höher ist, als würde der Mensch die Pflanzen gleich selbst vertilgen – Huhn etwa 3-fach, Schwein 8-fach, Rind 14-fach (aus dem Kopf, bitte nachprüfen, nicht zitieren).

    Würde man aber die Fleischproduktion radikal einkürzen, dann hätte man wieder keinen Dünger für die Landwirtschaft.

    Aber insgesamt ist das ein so breitgefächertes Thema, dass man es nicht in einer einzelnen Sendung abhandeln kann.

    • Wirklich ein sehr komplexes Thema. Ich bin auch kein Experte und weiß nur, dass mir Kosten von 5 Euro beim Endverbraucher für ein Tier, welches Wasser und Nahrung brauchte und an dem verschiedene Menschen verdienen wiollen/müssen, einfach extrem wenig erscheint.

      Außerdem weiß ich, dass eine Hühnerbrust, wie wir sie heute in den Supermarkt- oder Discounterkühlregalen liegen haben, (mir) nicht schmeckt. Deshalb und wegen vieler unschöner Berichte über Massentierhaltung und sogenannten Geflügelhöfen oder Farmen, kaufe ich so etwas seit vielen Jahren nicht mehr.

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