Zum Inhalt springen

Lanz, NRW-Wahl und Zapp

2. Mai 2012

Man muss schon ziemlich hart zu sich selbst sein, wenn man eine komplette Markus Lanz Sendung schaut. Ich war es gestern Abend, weil Marina Weisband auf der Gästeliste stand. Wie schlimm es war? Man kann es mit Worten gar nicht beschreiben. Am beeindruckendsten fand ich, wie große Schwierigkeiten manche Menschen mit ganz simplen Sachverhalten haben. Beim Thema Urheberrecht wundert mich das allerdings überhaupt nicht mehr. Ich bin kein Pirat und werde es wahrscheinlich auch nie werden, aber diese Partei hat unter anderem hier einige Diskussionen ins Laufen gebracht und dafür gebührt ihnen Anerkennung.

Ziemlich lange ging es in der gestrigen Sendung sogar um das Thema Urheberrecht. Jeder halbwegs intelligente Mensch müsste doch einfach einsehen, dass man ein veraltetes Gesetz in diesem Bereich in Zeiten des Internets modernisieren sollte. Dem ist leider nicht der Fall oder zumindest wird den Piraten in vielen Punkten diesbezüglich immer wieder heftig widersprochen. Marina Weisband wurde gestern teilweise ganz schön in die Mangel genommen. Vor allem, als es um den Vergleich zwischen dem Diebstahl eines Gegenstandes und das Kopieren/Weiterverbreiten einer Datei ging.

Natürlich ist es ein sehr großer Unterschied, ob ich irgendwo eine Hose, Uhr, eine sich selbstreinigende Herrenpfanne (schönen Gruß an Herrn O. Kalkofe) oder sonst etwas klaue oder ob ich mir einen Song (oder Film,…) im Internet herunterlade. Wenn ich in einem Geschäft einen Gegenstand entwende, dann ist der weg. Dann kann man ihn dort nicht mehr verkaufen und ich habe so im Moment des Diebstahls einen messbaren Schaden angerichtet. Lade ich mir einen Song im Internet herunter, dann hat das grundsätzlich keine Auswirkung. Hätte ich mir diesen Song ansonsten nicht gekauft und verbreite ich ihn nicht weiter, habe ich effektiv überhaupt keinen Schaden angerichtet.

Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass es trotzdem nicht richtig ist. Jemand hat da Arbeit reingesteckt, verdient deshalb auch eine Belohnung dafür und wenn man das ignoriert, handelt man unmoralisch und so weiter. Das sind alles vertretbare Punkte, trotzdem liegt doch ganz eindeutig ein Unterschied vor. Viele Menschen incl. Markus Lanz, scheinen das einfach nicht zu begreifen. Das Urheberrecht einfach so zu belassen wie es ist, bedeutet schlichtweg, dass sich der aktuelle Zustand nicht ändert und dass weiterhin Millionen Songs allein in Deutschland jeden Tag heruntergeladen werden. Wenn man es reformiert, könnte man aber vielleicht einen Weg finden, der auch Künstlern hilft.

Außerdem es ist absurd, dass immer so getan wird, als wäre das Tauschen oder Verbreiten von Kunst eine ganz neue Sache. Leute tauschen oder verleihen doch auch gedruckte Bücher, CDs oder Filme, ohne dass das ein Problem ist. Warum sollen sich dann z.B. nicht meine Freunde von meinem Rechner ein paar Filme oder Songs besorgen (egal auf welchem Wege), für die ich vorher gezahlt habe? Kann sich eigentlich noch jemand daran erinnern, dass man früher Musik auf Kassetten aufnahm? Diese Kassetten wurden dann an Schulen, Universitäten und Arbeitsplätzen getauscht…

Politisch kann man sich natürlich auch heute wieder im Fernsehen berieseln lassen. Keine Ahnung, was Anne Will plant und es ist mir auch egal, aber um 20.15 Uhr geht es im WDR wieder um die NRW Wahl. Ja, auch bei mir ist die Freude groß. Nach der sensationellen Veranstaltung am Montag kann ich die Fortsetzung gar nicht erwarten. Dieses Mal heißt die Sendung, die 90 Minuten läuft, „Wahlarena 2012“. Neben Kraft und Röttgen sind aber auch die Spitzenkandidaten der Grünen, FDP, Linkspartei und Piraten dabei. Vielleicht wird es daher nicht ganz so langweilig. Vorbereitet bin ich aber. Die Coffeintabletten liegen schon neben mir, ich gehe vorher noch beim Italiener nebenan einen Espresso trinken und dann kann es losgehen.

Um 23.35 Uhr bietet Zapp im NDR dann wieder interessante Themen. Besonders gespannt bin ich auf den Bericht über die ungarischen Journalisten, die seit Monaten vor dem staatlichen TV-Sender streiken und dort in einem Zelt leben. Bereits im Februar berichtete der der Tagesspiegel hierüber. Außerdem geht es um das in diesen Tagen beinahe unvermeidliche Thema Timoschenko und auch um die Piratenpartei. „Unentspannt – Journalisten und Piraten“ heißt dieser Beitrag, wie man auf der Internetseite der Sendung nachlesen kann.

4 Kommentare
  1. Franky permalink

    wie der lanz die weisband angegangen ist war scheiße. der sollte lieber nicht so viele leute einladen, die keiner kennt und dann anständig mit ihr reden.

  2. Timo permalink

    Na sie hat sich aber auch einfach schlecht verkauft. Wenn man das Urheberrecht reformieren will, dann sollte man das auch gegen einen Markus Lanz verargumentieren können. Wenn man dann nur mit halbgaren Vergleichen kommt, dass man die eigene Kunst (die wohl nicht zur umfassenden Finanzierung des eigenen Lebensunterhalts gedacht ist) über CC Lizenzen verbreitet, dann darf man sich doch nicht wundern.
    Meine Anerkennung übrigens fürs Durchhalten der ganzen Sendung. Hab ich nicht geschafft.

    • Ja, das stimmt. Das Problem ist aber auch, dass die Piraten zwar Ideen, aber kein umfassendes und wasserdichtes Konzept haben. Deshalb geriet sie immer wieder ins Schwimmen, was sicherlich aber auch damit zusammenhängt, dass sie vielleicht nicht darauf vorbereitet war, von vielen Seiten mehr oder weniger gleichzeitig Kritik kontern zu müssen. Bei Lanz erwartet man ja eigentlich mehr Plauderei als wirkliche Politik.

      Der Vergleich hinkte absolut, allerdings glaube ich schon, dass etwas bessere Einkünfte durch ihre Kunst Marina Weisband schon deutlich weiterbringen würden. Bis vor kurzem bekam sie noch Bäfog und der Posten der politischen Geschäftsführerin war ehrenamtlich. Bisher gibt/gab es bei den Piraten ja kein Geld für die Bekleidung irgendwelcher Ämter.

      Danke, aber ich bin nicht unbedingt stolz darauf 😉

  3. Es war tatsächlich eine unsägliche Sendung – wobei ich durchaus ebenfalls sage, dass manche Lanz-Talk-Shows drchaus interessant und vergnüglich sind, um hier etwas zu differenzieren.

    Die Analyse ist natürlich richtig in diesem Blog: Da haben einige den Unterschied zwischen Äpfeln und Birnen nicht begriffen. Das war teilweise peinlich. Auf der anderen Seite fehlten Weisband die Eier, zu früheren Assagen zu stehen (Focus) nd abzuwiegeln, statt einfach zu revidieren. Ausserdem bewies sie einmal mehr, dass Piraten vielleicht Probleme erkennen, aber keinerlei Lösungsansatz parat haben, der zur Diskussion gestellt werden könnte – nicht einmal im Bereich ihres digitalen Steckenpferds.

    Insgesamt eine mehr als unbefriedigende Sendung ohne jeglichen Erkenntnisgewinn für den Zuschauer.

Hinterlasse einen Kommentar